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Welch packende Melodien und wunderbaren Klang man nicht aus einem E-Bass herausholen kann, das zeigt der in Vorarlberg geborene und in Wien lebende Musiker und Produzent BERND AMMANN auf seinem Solodebüt „Descending“ (Cracked Anegg).

Nun, eines lässt sich auf jeden Fall sagen, dieser Mann hat definitiv etwas anderes im Sinn, als den gängigen musikalischen Pfad entlangzuschreiten. Hier ist jemand am Werken, der das Neue sucht und den Klang des Ungewöhnlichen und zugleich endlos Gediegenen verwirklichen will. Bernd Ammann – der alleinige Hauptdarsteller auf „Descending“ – lässt seinen Bass aus seiner klassischen, nämlich begleitenden Rolle heraustreten, er rückt ihn in ein gänzlich neues Licht. Der gebürtige Vorarlberger, der sein Handwerk unter anderem bei österreichischen Jazzgrößen wie Raphael Preuschl, Gina Schwarz und Andy Manndorff erlernt hat, verwendet ihn als Soloinstrument und lotet dessen spiel- wie soundtechnische Möglichkeiten von allen Stilfragen vollkommen entkoppelt auf wirkliche aufregende Weise aus.

Die Klänge, die der eigenwillige und experimentierfreudige Musiker zu Gehör bringt, sind ungemein warmer und detailreich ausgearbeiteter Natur, seine in wunderbar spannungsgeladenen Arrangements eingebetteten Melodien und Harmonien wirken eindringlich und entfalten eine ungemein dichte Atmosphäre, die einen in eine andere, ferne Dimensionen wegschweben lassen. Der zwischen kunstvollem Minimalismus und dezent druckvollem Einsatz hin und her pendelnde und sich von melancholisch bis verträumt erstreckende Ton der Stücke ist ein geheimnisvoller wie auch sanft umschmeichelnder, er versprüht Eleganz, entwickelt Tiefe und füllt den Raum bis in den letzten Winkel mit einer sehr gefühlvollen und magischen Schwingung aus.

Bernd Ammann legt mit „Descending“ auf jeden Fall ein Album vor, dem unbedingt Beachtung geschenkt werden sollte. Die Musik des Vorarlbergers ist eine, die richtiggehend unter die Haut geht und für intensive Gefühlsschauer sorgt, sie formt sich zu einem Sound, der nicht unberührt und immer tiefer in Geschehen eintauchen lässt. Empfehlenswert.

Michael Ternai – 22. Februar 2018

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