Der Standard

Andy Manndorff: Wohlklang der Komplexität
Der Wiener Gitarrist präsentiert am Montag im Porgy & Bess seine neueste Solo-CD „Pandora“. Ein Gespräch über eine legendär gefährliche Büchse, das Komponieren und die Studioarbeit

Die Musik auf den neuen CD von Andy Manndorff wirkt friedvoll, kammermusikalisch. Ohne auf Komplexität zu verzichten, durchströmt sie edel klingende Leichtigkeit. Die Neuheit allerdings nennt sich Pandora, und dies lässt eher an die Büchse einer Dame denken, die, einmal geöffnet, Unangenehmes in die Welt brachte. Sagt der Mythos – Manndorff sieht das so: „Der Pandoramythos ist für mich eine Metapher für etwas, das uns niemand nehmen kann – Hoffnung. Das Ungemach, das aus der Büchse heraustritt, ist Teil des Lebens, dem man eben ausgesetzt ist. Aber es ist vergänglich.“
Es verbrauche sich Ungemach, „die Hoffnung bleibt unten in der Büchse erhalten und wird wie ein ,Schatz‘ gehütet. Sie ist die treibende Kraft – niemand kann sie besitzen, nur spüren, keiner kann sie berühren, wie Pandora selbst. Das beschreibt unser Dasein sehr anschaulich.“
Der Wiener Gitarrist, schon lange einer der interessantesten Europas, der einst auch beim Vienna Art Orchestra mitgewirkt hat und u.a. mit Könnern wie Wolfgang Puschnig und Dave Liebman zusammengearbeitet hat, ist auf der klassischen Gitarre zu hören, mit Stücken, die wieder zeigen, dass er auch als Komponist über besondre Sensibilität verfügt: „Meine Kompositionen entstehen aus dem Moment, aus einer Atmosphäre heraus, die ein Gefühl vermittelt. Man hat mir ja oft nachgesagt, ich sei ein Klangmaler und Geschichtenerzähler. In dieser Rolle fühle ich mich sehr wohl. Oft entsteht durch ein Gefühl eine Melodie, über die ich improvisiere. Die schönsten Improvisationen halte ich fest und erarbeite daraus eine Form, die ich niederschreibe. Bei manchen Stücken ist die endgültige Form erst im Studio entstanden.“
Warum diesmal klassische Gitarre? „Für mich eignet sie sich in ihrer Klarheit und Direktheit am besten, weite Klangräume zu öffnen. Gleichzeitig war die nachbearbeitende Studioarbeit sehr spannend. Es war mir wichtig, das Spektrum, das die Konzertgitarre hat, voll auszunützen. In meiner Produzentin, Verena Bruckner, hatte ich eine anspruchsvolle Unterstützung. Sie hat Räume erzeugt, die einem teilweise das Gefühl geben, in der Gitarre drin zu sitzen.“ Stilfragen sind für Manndorf nicht entscheidend. „Für mich geht’s um Emotion, um persönlichen Ausdruck, um Geschichtenerzählen. Daraus ergibt sich die klangliche Zuordnung. Die Musik streift verschiedenste Stile, wenn nicht sogar Genres. Es geht von Songs über Grooves zu Stimmungsbildern und leicht klassisch angehauchten Stücken. Das Verbindende ist meine melodische Handschrift, eigentlich eine Art Weltmusik. Zu Beginn meiner Laufbahn war oft das Aufbrechen von Normen eine treibende Kraft. Bei Pandora ging es mir darum, anspruchsvolle, gleichermaßen aber auch wohltuende Melodien zu erschaffen, ohne dabei in Schönmalerei zu verfallen.“

Ljubisa Tosic – 9.12.2016

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