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Der Wiener Gitarrist Fred Eisler hat ein Album komponiert, in dessen Brust viele Herzen schlagen und das folglich auch mit vielen Zungen spricht bzw. singt. Die vierzehn Titel erzählen von Menschen in schwierigen, teilweise aussichtslosen Situationen. Natürlich klingt bei solchen Projekten immer ein wenig das eigene Schicksal, die eigene Lebenserfahrung mit, was im besten Fall für Authentizität sorgt. Tracks wie „My Sister Was A Dancer“ sind also wörtlich zu verstehen, doch auch freie Assoziationen und Erfindungen bereichern die Texte. Unterstützt wird Eisler in seinen reduzierten, gelungenen Arrangements von einer hochkarätigen Runde bestehend aus Volker Wadauer (Bass), Reinhardt Winkler (Drums), Clementine Gasser (Cello), Thomas Palme (Banjo), Willi Platzer (Udu & Percussion) und Farid Al-Shami (Cajon & Percussion). Um die poetischen Texte in Szene zu Setzen, wurde für die Balladen „Hide“, „Ballad Of The Fallen“ und „The Road We’re On“ der Ausnahmesänger Dean Bowman von den Screaming Headless Torsos engagiert. Patrizia Ferrera gibt in „Woman Betrayed“ den souligen Racheengel. Auch Fred Eislers treue musikalische Weggefährtin Anne Marie Höller (u.a. Global Kryner) steuert mutige Interpretationen bei – nachzuhören in den Tracks „One Day I Will Dare“ und „Speechless“. Musicalstar Drew Sarich („Dracula“, „Barbarella“) rundet das Bild ab. In Summe erscheint „Camena To The Fallen“ (Camena ist übrigens latein und heißt Lied oder Gedicht) eher wie eine emotionale Schatztruhe als ein durchgeplantes Album.

Stefan Egger – 07.11.05

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