Concerto | 3

Die Strottern werden 2012 mit dem Deutschen Weltmusikpreis ausgezeichnet. Er heißt Ruth, und sie bekommen ihn für ihr Blechprogramm. Wie auch immer die Jury Weltmusik definiert, die Strottern haben sich diesen Preis sicherlich redlich verdient. Und weil Klemens Lendl (Gesang & Violine) und David Muller (Gesang, Gitarre& Harmonium) nun schon so gut mit Martin Eberle an Trompete & Flügelhorn und Martin Ptak an Posaune & Harmonium harmonieren, haben sie nun auch gleich ein ganzes Album mit neuem Material herausgebracht. Wie gewohnt ist es gleichzeitig humorvoll und bitterböse geraten. Das Blech tut den Strottern hörbar gut. Concerto traf die beiden im Innenhof des WUK.

„Wir sind keine Vielschreiber. Wir sind langsame Texter und langsame Komponisten. Wir überlegen lange, ob wir einen Text auch wirklich verwenden. (Die Texte stammen neben Klemens Lendl teilweise wieder von Peter Ahorner, auch von Daniel Glattauer, Stefan Slupetzky, Peter Ahorner und Christian Tesak). Bis auf ein, zwei Ausnahmen im Laufe unserer Karriere haben die Texte keine Halbwertszeit. Wir versuchen, dass unsere ausgewählten Texte wirklich Bestand haben. Das ist halt schon der große Luxus, indem wir uns doch am Rand des Musikgeschäfts befinden, dass wir eigentlich machen können, was wir wollen. Wenn wir fünf Jahre brauchen für die nächste CD, dann brauchen wir eben fünf Jahre. Es gibt niemanden, der uns drangen konnte, der uns sagt, wie und wann wir was zu machen haben. Das ist sehr schön. Wir backen eben kleinere Brotchen, so etwas wie auf Ö3 gespielt zu werden, ist in weiter Ferne. Aber das gibt auch viel Freiheit und ein angenehmes Leben. Es geht immer nur um wenig Geld. Und deshalb sind die Leute, mit denen wir zu tun haben, auch sehr entspannt. Es geht um zu wenig, da benimmt sich niemand daneben, weil sich das gar nicht auszahlt. Trotzdem können wir davon leben. Wir werden nie reich, aber es wird auch nicht schiach. Das genießen wir jetzt schon seit vielen Jahren.

Vorspielen werden sie in naher Zukunft ihr Programm also mit Martin Eberle, einem jungen Vorarlberger, den sie durch ihre Zusammenarbeit aus der Jazzwerkstatt kennen. „Ein Lieblingsmusiker, er war der erste, wo wir gewusst haben, den wollen wir unbedingt dabei haben, wenn wir etwas mit Bläsern machen. Und Martin Ptak ist nicht nur ein fantastischer Posaunist, sondern auch ein sehr guter Pianist und für uns auch deshalb die Idealbesetzung, weil er auch sehr gut Harmonium spielen kann, was ansonsten ja der David macht, was live ja aber nicht möglich ist. Beide haben auch viel arrangiert“. Einer der Höhepunkte ist die „Liturgie“, in deren Chor-Teil zahlreiche Freundinnen und Freunde wie die 5/8terl in Ehr’n-Sänger Bobby Slivovsky und Max Gaier mitwirken. „Die „Liturgie“ ist auch sehr schön im Zusammenhang mit uns beiden. Unsere Väter waren in derselben Pfarre in Klosterneuburg. Der Vater vom David hat die Jazzmessen gestaltet in den 70er-Jahren, mein Vater die klassischen. Da war ein tiefer Graben, die Familien sind sich in der Kirche nicht begegnet. Das ist hier schon auskomponiert. Der erste Teil ist eher ein klassischer Choral, dann biegt es mit Gospel ab in die andere Richtung. Mit dem haben wir eine große Freude, dieses Lied hat eine große Bedeutung für unsere eigene Geschichte.“

Bei der Amadeus- Preisverleihung beispielsweise lernst du dein ganzes Glück erst so richtig kennen. Wenn du siehst, in welchem Netzwerk sich da andere bewegen, wem die aller dankbar sein müssen, wer da aller mitredet und Bussi, Bussi und Handschütteln. Du gehst dort hin, nicht allzu viele sympathische Menschen befinden sich dort in Summe, und du kennst eigentlich niemanden. Das ist dann schon ein sehr schönes Gefühl, unabhängig zu sein und wenn du eins zu eins von den Leuten lebst, denen du was vorspielst“.

Werner Leiss – Juni/Juli 2012

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