Folker | 04.17

Die eigene Stimme zu finden, bleibt oft eine lebenslange, ergebnislose Suche. Viele Künstler sind in einer musikalischen Tradition beheimatet, die nur einen begrenzten Spielraum zu erlauben scheint. Das gilt für alle Genres. Hin und wieder taucht dann ein Freigeist am Horizont auf, und man fragt sich, wie das kommt, dass einer so anders klingt. Und vielleicht ist es ja besonders schön, dass das ein Geheimnis bleiben wird. Der österreichische Gitarrist Andy Manndorff ist so einer. Kommt mit seiner nylonbesaiteten Akustikgitarre daher und öffnet die Büchse der pandora. Doch heraus strömen keine Plagen, sondern wundersame Kompositionen und Improvisationen, die einerseits den erfahrenen Jazzmusiker verraten und andererseits doch so weit weg sind von allen bekannten musikalischen Gestaden. Erstaunliche Einfachheit, erstaunliche harmonische Komplexität, begnadetes Timing und eine Gelassenheit, die ansteckt. Und allerorten Schönheit. Bei Manndorff wird alles zu Musik, die Berührung der Saite, das Kratzen, Schaben und Wischen. Von Effekten hält er nichts, aber viel von Innerlichkeit, die noch lange nach dem letzten Ton nachklingt.

Rolf Beydemüller – Juli / August 2017

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