Freistil | 36

Aus der ruhigen Ecke, in der er mit seinem letzten hervorragenden Gitarrentrio (mit Achim Tang am Bass und Reinhardt Winkler am Schlagzeug und der wunderbaren CD-Einspielung ‚You Break it – You Own it‘) kurz gewohnt hat, ist der großartige, leider viel zu wenig präsente Musiker mit diesem ‚dreckigen Vierer‘ wieder herausgekommen. Manndorff, einer, der sich nicht verbiegen lässt, der zu Recht an sich glaubt, dem Genres und Schubladendenken lächerlich erscheinen, hat immer sein ‚Ding‘ gemacht, und dafür hat ihn der kleine österreichische Markt dementsprechend rüde behandelt, um nicht zu sagen, bestraft. Sein Werdegang ist den Interessierten bekannt, ihm selbst ist die Erwähnung, mit Jasper Van’t Hof gespielt zu haben, wichtiger als die ständige Reduktion auf die kurze Mitgliedschaft beim damals prosperierenden Vienna Art Orchestra. Mit völlig neuer Besetzung und geänderter Zielvorgabe wird das hervorragend aufgenommene ‚Dirt & Soil‘ zum noisigem Feger. Darf Clemens Wenger in seine Keyboardhusarenritte tranceartig verfallen, rammt Stomu Takeishi an der Bassgitarre groovende Stützpfeiler ins musikalische Gelände und trommelt Ted Poor mit der Intensität eines Getriebenen, als wäre er der junge Jim Black, die Kollegen vor sich her. Aber es wäre nicht Manndorff, wenn es sich bei ‚Dirt & Soil‘ nur um Noise und Energie handeln würde. Selbstverständlich wird dieser Ruppigkeit eine Portion Ruhe und Gelassenheit gegenübergestellt, und dann merkt man doch die Kontinuität (in der Abfolge der Tonträger des Musikers), die auf den allerersten Blick nicht bemerkbar war.
Man hört das reife Werk eines Gitarristen, der macht, was ihm gefällt und wichtig erscheint, und nicht, was der Markt (scheinbar) verlangt. Keep going on.

mitter – April 2011

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