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Vielleicht wäre es ein sinnvolles kommerzielles Zugeständnis des Trios Herwig Gradischnig (sax, b-cl), Frank Schwinn (g) und Herbert Pirker (dr) gewesen, ihren eigenen Namen in eine schlichtere Form zu packen. Gradischnig-Schwinn-Pirker geht nun wirklich nicht einfach über die Zunge…
Andererseits ist es genau das, was die Musik des Trios, dass eigentlich Jazz macht, aber Country-Nostalgie ist, bereits in eine korrekte Ansprache packt. Auch der Albumtitel spielt auf die fast subversive Vermischung aus Jazz und Country an. Faktisch ist die Musik anfänglich eher zeitgenössischer Jazz, das Gefühl der zehn Titel, die solch westernartige Titel wie „Dakota“, „Mexican Shootout“, „The Doc Is On Holiday“ oder „Way Out West“ haben, gehört jedoch immer wieder in den Country- und Western-Bereich.
Erst zur Mitte hin bekommt, wie etwa bei jenem „Way Out West“, auch melodisch und spielerisch der Wilde Westen endgültig eine tragendere Rolle. Die Eigenkompositionen des Trios sind schon ein wenig starrsinnig, spielen dabei frei von der Leber auf und tun ihr Bestes, das Country-Element, mitunter in selbstironischem Gewand und zumeist unter Federführung des Saxofonspiels des Herrn Gradischnig, so flüssig es das Konzept zulässt in den Album-Sound einzuweben.
Um die Verliebtheit mit dem Western-Genre abzurunden, ist „Under Western Skies“ einigen der größten Regisseure des Genres mit den rauchenden Colts gewidmet: Anthony Mann, Nicholas Ray, Howard Hawks und John Ford.
Für mich hätte zwingend Sergio Leone dazugehört, doch lassen wir diese cineastischen Spitzfindigkeiten und belassen das Album als das, was es ist: ein zeitgenössisches Jazzalbum mit spielerischen Querverweisen auf Country- und Western-Ideale. Ungewöhnlich.

Michael Arens – 17.07.2012

 

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