Jazzpodium

Nomen est omen: der Traminer, eine der mitteleuropäischen Wein-Ursorten, stammt vermutlich aus Ägypten – und auch das Wort Gypsy kommt ursprünglich aus diesem Land: Und die Gewürztraminer, ein Sextett aus Österreich, spielen auf der Basis von Gypsy-Swing eine wilde Mischung aus Balkan-Jazz und diversen Pop- und Rock-Varietäten. Begonnen haben die Gewürztraminer 2009 als akustisches Trio. Heute bietet die Combo mit drei Gitarren (Gidon Oechsner, Marco Fillipovits, Julian Wohlmuth), Akkordeon (Atanas Dinovski), Bass (Daniel Schober) und Schlagzeug (Daniel Neuhauser) nach eigenen Angaben ein Angebot für tanzfreudige „Folklore-Jazz-Metal-Rock-Gypsy-Hip-Hop-Reggae-Austro-Pop-Fans“.
Neben dem durch Hildegard Knef bekannt gewordenen Chanson „In dieser Stadt“, sind alle anderen Titel Eigenkompositionen der Band, meist aus der Feder von Gidon Oechsner und Julian Wohlmuth. Auf den enorm pulsierenden Gypsy-Swing setzen die Gewürztraminer bei den Gesangsnummern schräg freche deutsche oder österreichische Texte mit Zeilen wie „Guten Tag die Damen ich bin Magnat, wenn mir fad ist, kauf ich ’nen Bananen-Staat!“, die manchmal an die Erste Allgemeine Verunsicherung erinnern, auch wenn sie deren humoristisch-kabarettistische Qualität nicht immer erreichen. Beim Titelsong „Tanzverbot“ nehmen die Gewürztraminer mit pulsierendem Swing die Unsitte aufs Korn, bei Konzerten das Tanzen zu verbieten. Ein Tanzverbot wäre wirklich das letzte, was die Gewürztraminer bei ihrer mitreißenden Musik gebrauchen können.

Andreas Geyer – März 2017

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