Jazzthetik

Trauer und Tod, aber auch Liebe und Genuss – darum geht es in den Texten des Wiener Dialektdichters Peter Ahorner. Oft gleich nebeneinander oder sogar im selben Moment, vor allem aber angenehm beiläufig und unpathetisch. Seit 15 Jahren vertont das Duo Die Strottern die Texte und hat dieses kleine Jubiläum zum Anlass genommen, ihm allein eine ganze Doppel-CD zu widmen.
Die besteht aus der lange vergriffenen und daher kurzerhand neu eingespielten Platte „Mea ois gean“ sowie einer Liveaufnahme vom August 2013, bei der die Musiker dem Dichter fast das ganze Feld überlassen. In klugen Gedanken, Sprachspielen und Aphorismen, mit schwarzem oder grotesken Humor zeigt er beispielhaft, wie man intelligent unterhalten kann, mal tieftraurig, mal höchst komisch. Bisweilen kann man den verzögerten Reaktionen des Publikums anhören, wie es sich durch die Ebenen der mehrdeutigen Sätze hindurchdenkt, etwa bei der Frage: „Was zieht die Liebe an, wenn sie zunimmt?“
All das ist ein großes Vergnügen. Und immer wieder wird einem merkwürdig warm, in der Gegend, wo das Herz ist.

Guido Diesing – 03/04-2014

 

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