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Im Stadtsaal in Wien-Mariahilf haben „Die Strottern“ unlängst ihre neue CD „wia tanzn is“ live aus der Taufe gehoben. Zehn Lieder sind auf dem Tonträger zu finden, versehen mit all den bewährten Ingredienzien, die den poetisch-wienerischen Kosmos der beiden Klosterneuburger Klemens Lendl und David Müller bilden.

Martin Eberle (Trompete) und Martin Ptak (Posaune) ergänzen das variantenreiche Klangbild auf subtile Weise. Peter Ahorner („de neafn“, „U1“), Daniel Glattauer („zum beispiel“), Christian Tesak („liturgie“) und Stefan Slupetzky („vogerl, hund, krot“) haben Texte beigesteuert. Von Lendl stammt nicht nur der Titelsong, eine Liebeserklärung an die Frauen der beiden Musiker, auch wunderschöne Tracks wie „haundschuach aus saumt“ oder „de osauga“ kommen aus seiner Feder. Und die Art und Weise, wie Lendl die Lieder interpretiert, macht aus jedem einzelnen Stück ein spezifisch wienerisches Chanson mit literarischer Qualität. Zuletzt mutiert er auch noch zum mitreißenden Gospelsänger, eine Reverenz an die Jazzmessen seligen Andenkens in den Siebzigern.
Als kongenialer Partner sorgt David Müller einmal mehr für kongruente gitarristische Begleitung und treffsichere zweite Stimme, Eberle und Ptak bringen alpenländische Anklänge ebenso wie urban-jazzigen Nightclub-Sound und raffinierte Spieltechniken ein, zwischendurch kommen Harmonium, Glockenspiel und einmal sogar ein ganzer Chor zum Einsatz. Nichts wirkt dabei bemüht oder aufgesetzt, alles verströmt den Charme des Understatements und jene liebevolle Melancholie, die zwischen Larmoyanz, Ironie und Verzweiflung laviert und in erlösenden Galgenhumor mündet.
„A bisserl denken vurm Redn, a bisserl nehma, vü gebn“ – eine Prise Gstanzlmoral schlägt sich dazu, auch wenn dem die Realität meist zuwiderläuft: „Des Glick is a Vogerl, und des Vogerl a Hund“, wird das tierisch treffend im Lemming-Lied auf den Punkt gebracht. „Ned imma ois wissn vurm schaun, ned imma des aungsagte glaubm, ned imma da gscheidare sein, ned immer zugabe schrein“ – ohne Zugaben ging es allerdings auch im Stadtsaal nicht vonstatten.

30.05.2012

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