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Interview mit Bassistin Gina Schwarz zu ihrer Hommage an Nick Drake „Way To Blue“

2020 & 2021 hatte die Bassistin & Komponistin Gina Schwarz das Privileg, als „Composer in Residence“ zum „Multiphonics“- Festival in Köln eingeladen zu werden. Ausgangspunkt für ihre neuen kompositorischen Ideen war die Musik des britischen Folksängers, Gitarristen und Komponisten Nick Drake (1948 – 1974). Das Ergebnis ist jetzt auf der neuen CD Gina Schwarz & Multiphonics „Way To Blue“ (Cracked Anegg Records) zu hören.

Gina, wann hast du das erste Mal Musik von Nick Drake gehört bzw. wie kam es zur Idee für dieses Album?

Ich bin durch das Brad Mehldau Trio auf Nick Drake gestoßen. Besonders die Interpretationen von „Day is Done“ & „River Man“ haben mein Interesse an mehr Musik von Nick Drake, diesem magnetisierenden Singer-Songwriter und Gitarristen geweckt. Als ich 2020 einen Kompositions-auftrag für die Eröffnung des „Multiphonics Festivals“ in Köln bekam, ersuchte mich die Presse um ein Konzept oder eine Beschreibung meiner neuen Musik, die jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschrieben war.Ich scheiterte zuerst an dem Versuch einen intellektuellen Text zu schreiben und kam dann zum Entschluss die Musik die mich im Moment am meisten inspiriert als Ausgangspunkt für neue Ideen zu nehmen.

Nach welchen Gesichtspunkten hast du deine ungewöhnlich besetzte neunköpfige Band Multiphonics incl. Flöte, vier Klarinetten neben Piano, Gitarre, Schlagzeug und dir am Bass für dieses Projekt zusammengestellt?

Das Line-Up, die Besetzung generell war vom Festival vorgegeben. Klarinetten stehen beim „Multiphonics“- Festival im Mittelpunkt.

Was schätzt du an der Musik bzw. den Texten von Nick Drake besonders bzw. hast du auf dem neuen Album Lieblingstracks, wenn ja warum? 

Mich inspiriert die Stimmung der Songs von Nick Drake generell – eine Stimmung zwischen Melancholie und entfernter Hoffnung – in die man mit den ersten Tönen hineingezogen wird. In den tiefgründigen Texten von Nick Drake findet man keine Oberflächlichkeit und er spricht die Phantasien der Hörer an. Auch seine starken Melodien in Verbindung mit den harmonischen Wendungen und rhythmischen Ideen faszinieren mich. Auf „Way To Blue“ sind die Tunes im langsameren Tempo meine Favoriten, da ich mir prinzipiell gerne ruhige Musik anhöre. Im Gegensatz dazu brauche ich bei Live-Konzerten auch das Energetische.

Wird das Nick Drake-Projekt in Zukunft auch einmal in Wien live zu hören sein?

Ja, klar! Es gibt sicher bald einen fixen Termin.

Was war der Auslöser in deiner Jugend Musik zu machen?

Musik war schon seit meinem siebten Lebensjahr ein Teil von mir. Alles hat sich beinahe von alleine in eine bestimmte Richtung weiterentwickelt. Ich habe die Herausforderungen, die sich mir auf dem Weg aufgetan haben angenommen.

Welches Instrument würdest du gerne spielen können, abgesehen von deinem eigenen?

Gitarre, Drums.

Du bist als Musikerin bzw. als Unterrichtende an der Musikuni Wien sehr aktiv. Welche Hobbys hast du abseits der Musik?

Meine Hobbys sind Sport, Reisen, fremde Länder & Kulturen, Innenarchitektur.

Gibt es irgendwas was dir im Zusammenhang mit der neuen „Way To Blue“-CD noch besonders wichtig ist zu erwähnen?

Im Juli 2020 begann ich am Tag nach der Beerdigung meines Vatersneue Musik zu schreiben. Für die neue Musik ließ ich mich von Kindheitsgeschichten der 70iger Jahre inspirieren waren Inspiration – das neue Album ist also auch eine Widmung an meinen Vater.

Welche drei Alben würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

Joni Mitchell – „Both Sides Now“, Miles Davis – „Bitches Brew“, John Coltrane – „Ballads“

Wie lauten deine Zukunftspläne?

Ich arbeite an einem neuen Trio mit Gitarre und Schlagzeug, an einem Duo mit Gesang und an einem Quartett mit 2 Bässen und 2 Celli. Auf der nächsten internationalen Fachmesse „jazzahead“ in Bremen wird bei der Festivaleröffnung ein neues Oktett vorgestellt, eine deutsch-österreichische Formation. Im Juli 2023 plane ich einen kreativen Rückzug nach Island.

Danke für das Gespräch!

Robert Fischer – 25. Sept. 2022

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