Concerto 5/2022

Die neue Band von Oliver Steger, dem Bassisten des legendären Café Drechsler, heißt Olive Grove und entstand asl kreative Antwort auf den Corona-Lockdown. So entstanden in bitteren Tagen kraftvoll-intensive Songs, die den schwierigen Spagat zwischen rockigen Rhythmen, jazziger Improvisation und poppigem Gesang locker schaffen. Das Quartett beteht neben Oliver Steger, der an Kontra- und E-Bass sowohl elegant begleitet als auch ganz allein (oder selbst begleitet) urmelodiös soliert, aus Lukas Leitner am leider viel zu selten gespielten Fender Rhodes Piano, das dafür hier umso heller leuchtet. Raphael Keuschnigg an den Drums, die grooven, dass man kauf sitzenbleiben kann, und der Sängerin Franziska Katzlinger, die ihre selbst geschriebenen Texte auf sechs der insgesamt zwölf Steger-Eigenkompositionen nicht nur sehr US-amerikanisch soulig singt oder in spoken words zum Besten gibt, sondern auch immer wieder einmal scattet. Am schönsten und überraschendsten ist es, wenn sie einfach zu den herrlichen beiden Gast-Bläsern Lorenz Raab (Flügelhorn) und Nikolaos Afentulidis (Sopran- & Tenorsaxophon, bestechend der Titelsong!) ohne Lyrics quasi unisono dazusingt.
Was dieses minimalistisch durchgestylte Debüt-Album mit vielen freien Improvisationspassagen besonders spannen und abwechslungsreich macht, ist die gute Mischung aus modalen Instrumentalnummern, die einmal das Flügelhorn, dann das Sax featuren, und ins Ohr gehenden Songs wie „When We’re Free“ mit nachdenklichen Texten, die das Thema Corona verarbeiten und existentielle Fragen nach Freiheit, Liebe und wahrer Macht (Kreativität natürlich!) stellen.
Viel zu hören!

domi – Okt 2022

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