Fono Forum Klassik Jazz Hifi

Frauen können alles, auch im Jazz. Einen hervorragenden Beweis dafür bietet die österreichische Bassistin Gina Schwarz, die zu den interessantesten Exponenten der alpenländischen Jazzszene zählt. Und obendrein mit ihrer famos trommelnden Tochter Judith ein einzigartiges Rhythmusgespann
bildet, wie der Bonus-Track „Duologue“ ihrer neuen Scheibe „All Alone 2020“ in aufregende Vitalität zeigt.
Der Name ihres Nonetts verdankt sich Pannonica de Koenigswarter und nicht etwa dem der legendären Jazz-Baronin gewidmeten Monk-Titel. Was für Gina Schwarz‘ während des Wiener November-Lockdowns im ländlichen Exil entstandene sechs Kompositionen – von ,,Communication ln Isolation“ bis ,,Farewell To Resignation“– jedoch keine Rolle spielt. Schon der vom Schlagzeug quirlig angetriebene Opener in dem Philip Nykrin schöne Pianoakzente setzt erfreut durch druckvolle Kompaktheit, die Lorenz Raab mit knackiger Trompete überglänzt, während Florian Sighartners Geige über den vertrackten Fundamenten von .,Motion ln Freeze“ heiter schwebt. Spannend, wie Gina Schwarz ihre Bläser paart, die Streicher einbindet, dabei mit wechselnden Tempi spielt und
gleichzeitig den melodisch attraktiven Tutti immer wieder Räume öffnet, in denen delikate Soli und Dialoge quer durch alle Instrumente zu farbenreicher Schönheit aufblühen. So erweist sich .,All Alone2020″ entgegen dem Titel als imposantes Teamwork, das Big-Band-Power fabelhaft mit der Wendigkeit eines Kleinformats verbindet. Eine reife Leistung, die Gina Schwarz mit dem multifonen Basssolo .,Monologue“ hinreißend krönt.

Sven Thieleman – 20.12.21

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