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Den Anfang machte im vergangenen Jahr die Aufnahme Pannonica, mit der die österreichische Kontrabassistin und Komponistin Gina Schwarz die Jazzbaronin Pannonica de Koenigswarter, geborene Kathleen Annie Pannonica Rothschield, würdigte, die zu den wichtigsten Mäzeninnen des Jazz zählte (sie unterstützte Thelonious Monk und Charlie Parker). Das Ergebnis ist die Formation Pannonica als Nonett, das unter der souveränen und einfühlsamen Leitung von Leader Schwarz einen Klang erreicht, der mit dem eines Orchesterensembles vergleichbar ist! Das Album All Alone 2020 ist eine Reaktion auf die Abriegelung Wiens im vergangenen Jahr, als sich die Komponistin aufs Land, in ihre Heimatstadt Hollabrunn, zurückzog, um Musik zu komponieren, die die Pandemiekrise reflektiert. Der Aufnahmeprozess dauerte sechs Tage. Das Ergebnis sind sechs Tracks, die sich entsprechend ihrer Titel in Charakter und Stimmung unterscheiden. Später wurden zwei weitere Improvisationen hinzugefügt, die das Album abschließen – Duologue, ein reicher Dialog zwischen Kontrabass und Schlagzeug, und Monologue in Form einer Fuge, die aus zwei Kontrabassstimmen (pizzicato, arco) besteht. Dem neunstimmigen Ensemble gelingt es dank seines Engagements und seiner Tatkraft, einen wirklich dichten, saftigen Orchesterklang zu erzeugen. Nicht nur in der Dichte und dem Schwung des Schreibens, sondern auch in den Farben und der Dynamik. Das Fundament sind oft solide minimalistische Figuren, auf denen das Ensemble eine mächtige Klangkathedrale aufbaut. Und selbst in dem Stück Motion In Freeze erreicht es cineastische Kraft a la Morricone! Außerdem glänzt die Violine hier im Solorefrain. Der Kontrapunkt von hymnischen Stimmen und Big-Band-Raten, verwoben mit Sopran- und Trompetensoli, füllt All Alone – Together In the Long Run. Der Einfluss zeitgenössischer klassischer Musik ist auch in der Komposition Wistful Euphorism präsent, während sich Structured Chaos unerwartet in einen Power-Jazz-Stream verwandelt, gewürzt mit Free Jazz und einem überladenen Cello-Solo. In Farewell to Resignation erklingt eine wütende, trotzige, elektronisch verzerrte Gitarre. In jedem Stück ist viel los, so dass das Album eindeutig zum wiederholten Anhören einlädt!

Patrick Spanko – 24.01.22

 

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