Jazzzeit | 56

CD of the year 2005
Der Bassklarinettist und Saxophonist Ulrich Drechsler hat die heimische Szene in den letzten Jahren mit seiner Formation „Cafe Drechsler“ kräftig aufgemischt. Mit seinem langjährigen Begleiter, dem Bassisten Oliver Steger, verbindet Drechsler nicht nur die Liebe zum Funk, sondern auch zu Thelonious Monk. Diesem Vorbild haben sich die beiden mit dem Schlagzeuger Harald Tanschek und – auf sechs der zehn Nummern – mit dem Trompeter und Hans-Koller-Priceträger Lorenz Raab (newcomer 2004) angenähert. Gemeinsam ging man daran, sämtliche Monk-Alben in den vorhandenen Platten-Sammlungen zu verinnerlichen. Die ausgewählten zehn Stücke spannen einen Bogen von Monks bekannteren Kompositionen (Ruby, My Dear, Monks Mood), bis hin zu seltener Gehörtem (Bye Ya, Pannonica) Oliver Steger bleibt seinem groovig funkigem Spiel treu, entzieht sich jedem Druck, einem bestimmten Sound nachzueifern. Lorenz Raab soliert mit routinierter Komplexität, Harald Tanschek am Schlagzeug steuert soliden Be Bop zum Sound bei. Besonders gelungen ist die Hommage an Monksche Schrägheit bei „Evidence“. Drechsler von dissonanten Clustern, röhrenden Sounds, Chromatik und Brüchen geprägtes Solo steht ganz im Zeichen des Namensgebers und wird von Steger auf dem Bass gelungen weiter geführt. Vier junge österreichische Musiker vor den Toren zum Monkschen Kosmos.

dr – sept-okt05

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