Kurier – Freizeit

Typisch für ihn sind seine stets bunten Brillen im ausgefallenen Design und sein extrem rhythmischer Jazz-Sound. Das Aalglatte reizt ihn nicht. Harry Sokal hat’s lieber, „wenn die Funken sprühen“: Und weil sich Tenor-Sax und Hammondorgel schön mischen, entstand die Live-CD „Where sparks start to fly“ (cracked anegg records). Mit Raphael Wressnigs von Rhythm& Blues geprägten Sounds auf der Hammond B3 zwischen Jimmy Smith und Joey de Francesco. Mit Lukas Knöfler an den Drums. „Ich bin dabei der verrückte Vogel“, so Sokal.
„Das hat große Spannung. Jeder kommt aus einer anderen Stilrichtung und zieht in eine andere Richtung, aber genau das macht’s interessant beim Kochen der brodelnden Suppe.“ Als „arrivierter Jazzer“ auch in Blues, Soul und Funk zu Hause, war er Partner u.a. von Joe Zawinul, Art Farmer und Carla Bley sowie Gründungsmitglied und 33 Jahre mit dabei in Matthias Rüeggs „Vienna Art Orchestra“. Das Groove-Feeling, dieses Dahinsegeln in einem Rhythmusgefühl, muss nicht immer hochtourig und rockig wie bei der Taktwechsel-Jonglage-Nummer „Zephyr“ passieren. Beim Soft-Titel „Less we can“, der Assoziationen an „Compared To What“ mit Eddie Harris und Les McCann weckt, ist es langsam und angenehm. „Saxman“ ist eine neu ausstaffierte Jugendkomposition Sokals. Unglaublich schön und herzerwärmend spielt der Niederösterreicher in memoriam Art Farmer dessen Lieblingsballade: „Soul Eyes“ ist „mittlerweile auch meine Lieblingsballade. Das war meine Gehschule im Jazz. In mehr als 20 Jahren bei Art Farmer bis zu dessen Tod 1999 habe ich unglaublich viel gelernt.“
Last but not least hat auf der neuen CD auch die verjazzte Version des „Erzherzog Johann Jodlers“ Pfiff. Wo die Funken fliegen eben. Obwohl Sokal auch an anderen Projekten beteiligt ist, u.a. live mit dem Pianisten Jasper van’t Hof auf Tour mit dem Programm „OEuvre“ am 28. April im Porgy & Bess, mit dem Trio-Kraftwerk Depart – refire und mit dem jungen Bassisten Johannes Ochsenbauer im Studio, „ist das Trio Groove“, so Sokal, „derzeit meine Seele und Liebe“.

Werner Rosenberger – 03.04.13

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