NÖ Nachrichten | 42

Seit vielen Jahren suchen Klemens Lendl und David Müller alias „Die Strottern“ nach neuen Ausdrucksmitteln und Themen für das Wienerlied. Sie arbeiten dabei auch gerne mit Musikern aus ganz anderen musikalischen Welten zusammen. Die meiste Zeit verbringen sie aber „im Packl“, also zu zweit. Und immer wieder singen sie neben eigenen auch die alten Lieder aus Wien. Live-Auftritte der Strottern sind jedes Mal ein Erlebnis – nun auch auf CD nachzuhören: „Das größte Glück“ ist ein Live-Mitschnitt von zwei Konzertabenden Ende August 2010 im Theater am Spittelberg in Wien (CD-Präsentation am 4. November im Wiener Bockkeller).
„Es sind Lieder, die uns besonders viel bedeuten, die nach langer Suche oder durch Zufall bei uns gelandet sind, die uns durch gute Geister zugetragen wurden, die wir lieben und an denen wir uns reiben“, beschreibt es Klemens Lendl. Manche sind berühmt, manche vergessen, manche Tausende Male interpretiert und aufgenommen, manche nur durch die Strottern am Leben gehalten. Gstanzln wie „Bei mir is’ all’s verdraht“ oder Hermann Leopoldis „Schön ist so ein Ringelspiel“ erfahren eigenwillige Interpretationen. Mit drei Liedern, die Kurt Sowinetz in den 1970er-Jahren aufgenommen hat, erweisen die Strottern dem großen Schauspieler die Ehre. David Müller: „Kurt Sowinetz war mit seinen Platten unser erster Kontakt zum Wienerlied. Ohne ihn wären wir wohl nie bei dieser Musik gelandet.“
Wirkliche Fundstücke präsentieren die Strottern auf „Das größte Glück“ mit vier Soldatenliedern aus dem Ersten Weltkrieg: „Es sind Lieder, die von und nicht für Soldaten getextet wurden. Die Lieder bedienen also nicht heroische Fantasien, sondern sie erzählen vom mühsamen Soldatenleben zwischen Krankheiten, unfähigen Vorgesetzten, Angst und der Sehnsucht nach den Lieben zu Hause.“ Der Schütze Franz Czermak hat 1916 an der polnischen Front das Lied „Jetzt bin ich da in Polen“ geschrieben. Die Strottern lassen es auf den Song „Day after tomorrow“ treffen, den Tom Waits und Kathleen Brennan fast 100 Jahre später während des Irak-Kriegs geschrieben haben. Der nächste Strottern-Auftritt in Klosterneuburg geht gemeinsam mit dem Ensemble „Zur Wachauerin“ am 29. Oktober über die Bühne der Machbar.

Ressort Kultur – 20.10.2010

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