Wiener Zeitung

Es hat schon seine Vorteile, dass die Musikgeschichte zur Wiederholung neigt. Wer die wüsten Gärungen des Jazzrock in den 70ern nicht miterlebt hat (also bevor das Fach im schalen Smooth Jazz verebbte), kommt heute auf seine Kosten. Der Jazzrock treibt, gerade in Österreich, auf dem Boden der musikalischen Gegenwart neue Blüten. Die sind dann etwa elektronisch grundiert wie bei Kompost3, Indierock-getrieben wie bei Namby Pamby Boy oder struppig wie im Fall der Band Soft Kill Option.
Letztere beweist mit der Besetzung Schlagzeug, E-Bass und Baritonsaxofon Mut zur harmonischen Lücke (kein Akkordinstrument), füllt diese aber mit reichlich Energie: Hier neigt man vor allem zu dunkelbösen Riffs, knarzigen Saxofonsoli und Fünfter-Gang-Getögel. Und das hat was. In ihren besten Momenten klingt diese Musik, als wäre die Inbrunst des Jazzrock in den Sound von Rage Against The Machine gefahren und hätte noch ein bisschen was von King Crimson aus den 70ern mitgenommen.

Christoph Irrgeher – 7./8.11.2015

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