Folker

Da sind sie wieder, die Gauner, die Strauchdiebe, eben die Strottern. Nach einer Handvoll Aufnahmen unter eigenem Namen und mit wechselnden Gästen, legen die beiden Erneuerer des Wienerlieds ein in Wien 2010 live eingespieltes Album vor. Klemens Lendl, Gesang und Violine, und David Müller, ebenfalls Gesang, aber auch Gitarre, treten mit einem Programm an, das bereits nach wenigen Tönen ihre Meisterschaft erweist. Denn alles, worauf es beim Wienerlied ankommt, demonstrieren sie mit großer, der Sache wichtiger Lässigkeit: Kleine rhythmische Verzögerungen und die punktgenau, leicht daneben klingende, sich reibende Intonation setzen akkurate Akzente. Textlich setzt das Duo ebenfalls auf intelligente Lösungen, mit Bedacht befreien sie das Wienerlied von Kitsch und Reaktionärem. Aus dem Repertoire des Althergebrachten wird ausgewählt, was sich kritisch zur Wiener Wirklichkeit verhielt, stets wird aktualisiert, etwa mit Bezug auf Tom Waits oder mittels eines instrumental hergestellten Grooves, der Hörgewohnheiten aufbricht. Das Publikum dankt’s mit Beifall und Gelächter. Näher kann man dem Wienerlied kaum kommen – höchstens direkt im Konzert.

Harald Justin – März 2011

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